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Niererlande

Kitesurfen in den Niederlanden

Kitesurfen in den Niederlanden

IMG_0239Poffertjes, Pannekoek und Amstelbeer – Kitesurfen in den Niederlanden

Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich. Ich bin so endlos fröhlich, so fröhlich war ich nie.’ Alfred Jodokus Kwaak- die lustige Ente aus dem Fernsehen, der Titelsong von Hermann van Veen. Was für süße Erinnerungen an eine zickige zehnjährige mit zwei wilden Zöpfen, kurzen Hosen, die partout kein Fußball spielen wollte steigen bei dieser Melodie in mir auf. Klein Sabine bestieg viel lieber Klettergerüste, quälte sich durch dickes gestrüpp, brach sich gerne die Arme und war definitiv sehr dickköpfig und eigen – sie ist es.Ich habe mich verändert mit den Jahren- aber nicht unbedingt im Charakter. Dickköpfig bin ich, Fußball spielen mag ich immer noch nicht, das Abenteuer hingegen reizt mich so wie damals.
Abenteuer, Abenteuer, Abenteuer. Das Wort klingt nach, es hallt. ein wenig. ABENTEUER- wann habe ich eigentlich mein letztes richtiges Abenteuer in Angriff genommen? Es war diese merkwürdige Reise in den Norden Dänemarks. Mit Bus und Camping – alleine. Am Ende landete ich auf der Insel der Schönen und Reichen. Ich trank auf Romö eine Flasche guten Rotwein in den Dünen, enterte früh morgens die Fähre und ließ mich auf der anderen Seite erneut in den Dünen wieder.
Ein toller Sommer schickte sich an uns zu verwöhne. Ich genoss die Wärme, den sanften Sommerwind, ja ich liebte auch die beständigen 4 Windstärken, ich küsste viel diesen Sommer- vorzugsweise, nein eigentlich ausschließlich die Landsleute der Herren mit den orangen Trikots bei der Fußballweltmeisterschaft. Versteckt hinter einem Bus auf dem Weg zum Flughafen, mitten auf dem Worldcup in St. Peter, im Vollmondschein auf der Ostsee.Mein Sommer 2010 war sehr orange, Toll orange. Nicht meine Farbe- aber orangefarbene Küsse – die schmecken! Fruchtig, Apfelsienig süß, frisch und fordernd wie eine Grapefruit, herb fordernd, ausdauernd…mandarienig intensiv.
Abenteuer klingt es in meinem Kopf…
Ich sollte das mit Paul geplante ‚Wir haben uns alle lieb und sind total glücklich’ Wochenende absagen, die dazu gehörige Party am Samstag ebenfalls und schauen ob Hollands Strände so liebreizend und süß schmecken, wie die Küsse seiner Jungs.
Früher bin ich immer alleine auf Entdeckungsreise gegangen. Seit ein paar Jahren, genau genommen seitdem ich piratengleich geentert worden bin und verlor, habe ich immer Menschen um mich herum gescharrt. So als hätte ich Angst alleine erneut geentert und verletzt zu werden. Meine spontanen Ausflüge nach Mallorca sind schon gar nicht mehr wahr. Pedrito winkt jedes Mal im Chat des ‚Gesichtsbuch’ müde ab, wenn ich ihm verspreche ‚Ich buche diesen Winter einen Flug und ich komme nach Canyamel – versprochen!’ Der Schweizer öffnet die Mails gar nicht mehr in denen steht das ich via Hanoi nach Mui Ne reisen werde. Lange her- der Trip an die Algarve, die Überfahrten von Piräus nach Rethimnon, Venezuela verblasst, Südafrika- Mossel Bay, Boulder beach, Bluebergstrand, Canaren, Canyamel – es waren die besten Trips in meinem leben und ich habe diese Art neue Horizonte zu entdecken fast vergessen. Nur ein einziges mal in diesem Sommer wandelte ich alleine auf den Strassen und an den Stränden Nordeuropas. Im Juni als ich meine Vorliebe für orangefarbene Küsse entdeckte.
Vor weniger als fünf Minuten schoss die Hermanns Liedzeile in mein Köpfchen. Inzwischen bin ich am planen. Scheveningen kenne ich ja schon- traumhafte Wellen. Am Ijselmeer soll es sehr hübsch sein und die beliebtesten Kitespots, Workum, Hindeloopen, Mirns, befinden sich dort auch. Schnell befrage ich Onkel Google, der spukt mir ein paar Pensionen aus, einige nette Strandabschnitte. Eine etwas mühsame Zimmersuche beginnt. Ferienzeit- Herbstferien und der gemeine Ruhrpottbewohner entert Holland- seine Campingplätze, Strände, Pensionen, Restaurant und Hotels. Ich könnte ganz teuer buchen- das will ich aber nicht. Durch einen netten Hinweis, einer der Pensionen, in denen ich umsonst nach einem Zimmer frage, ob man mir nicht etwas empfehlen könnte wo unter Umständen noch ein Bettchen für mich frei ist, bekomme ich den Tipp mich bei den Kämpf’s einzumieten.
Gisela und Bernd Kämpf betreiben seit ein paar Jahren das Hotel Villa Mar. Der erste Besuch auf der Homepage und ich bete, ich tu das nicht so oft wie ihr wisst, das ein Zimmer für mich frei ist. Eine alte Kapitänsvilla ist umgebaut worden, mit so viel Liebe zum Detail, das ich die frisch gewaschenen Kopfkissen im Designer Bett schon in Hamburg denke zu riechen. Früher wurden hier Pastoren bekocht und umsorgt. Heute beherbergt die Villa Mar Surfer, die nicht unbedingt auf dem Campingplatz schlafen wollen, sondern gerne ein bisschen Luxus genießen.
Zum Hotel gehört die Surfschule von Bernd Kämpf. Ein alter Hase. Ende der Siebziger einer der ersten Windsurflehrer auf Sylt, verbrachte er einige Winter unter den Fittichen Robby Naishs auf Hawai, gab sein Wissen auf Fuerteventura weiter, sogar mein heiß geliebtes Canyamel versorgte er mit einer Surfschule. In den 80igern kam er nach Makkum, verliebte sich und blieb.
Es ist trüb als ich mich auf den Weg mache, sehr trüb, um nicht zu sagen Novembergrau. Die ganzen letzten Tage schien es als ob der Oktober milde lächelnd uns in den Herbst geleitet. Er hat heute Morgen einen Schwächeanfall- dafür soll es am Nachmittag Wind geben. Ich begebe mich auf den Weg in die einschläfernde Baustellenrundfahrt auf der A1- monotone 80 Stundenkilometer. Es scheint kaum ein Ende zu nehmen. Kaffeedurst wird ignoriert, Hunger ebenfalls. Wenn ich die Grenze hinter mir habe, dann werde ich einen schönen holländischen Kaffee trinken. Ein kleines Ritual, ein Spleen- das Erste in einem fremden Land- egal ob meine Ankunft morgens oder kurz vor dem Zubett gehen ist – ein Kaffee. Vorzugsweise natürlich in bezaubernder Umgebung irgendwo in den Altstädten dieser Welt, gezwungenermassen wird es häufig eine Bar am Flughafen, eine Raststätte, eine Tankstelle.
Nach drei Stunden – endlich die Grenze, Holland! Aus dem Äther wird der NDR verbannt und weicht 100% NL, später dann, als 100% NL sehr volkstümlich werden, supersky und die erste Tankstelle wird angesteuert. Gott! Es schifft und schifft und schifft ( @ orangefarbene Küsse… – es regnet sehr stark), ein schöner , heißer Kaffee wird bestellt. Ich setze an und erschrocken wieder ab- brrr- das Zeug schmeckt- Gott! Zum Schütteln schlecht. Eine Coke also. Weiter geht es.
Maps routet mich zuverlässig, ich verfahre mich nur unwesentlich und der Umweg über Leeuwarden und Harlingen verschafft mir die Gewissheit das zumindest zwei kitende Kapitäne in der Nähe sind, die Thalassa und die Tolkien liegen friedlich in Harlingens Hafen. Sollte mir also nach Gesellschaft der Sinn stehen, dann könnte ich hier um Kitebegleitung betteln. Ich lasse Harlingen Hafen und die Leuchttürme hinter mir, ebenso die hunderte von Tallships. Nicht ahnend das ich binnen einer Stunde tatsächlich wieder hier am Kai stehen werde und nach einer Starthilfe schreie.
Ein bisschen später als geplant fahre ich vor der Villa Mar vor. Gundrun empfängt mich , das Haus ist toller als auf den Bildern, ein heimeliger, mediterraner Duft strömt durch die Räume, überall Holzfussböden, weite Räume, klare Linien, keine Schnörkel. Welcome weekend. Villa Mar Du bist jeden Cent wert.
Dem Impuls mich ins Kaminzimmer zu setzen und zu schreiben unterdrücke ich, es schüttet zwar noch immer aus allen Kanälen, aber der Wind nimmt auch zu. Ich fahre an den Strand, egal ob es jetzt regnet- ich will aufs Wasser.
Zehn Minuten später bin ich ernüchtert- ein Traumspot, nur leider ist kein Kitesurfer zu entdecken. Nicht einer weit und breit. Würde da hinten nicht die Surfschule stehen , ich würde meinen, ich hätte mich verfahren- aber sie steht da ziemlich trotzig sogar- also ist dieses der Surfspot. Ja- naja. Was nun? Es gießt noch immer und es will einfach nicht aufhören. Tief und dunkel wälzen sich die Wolken über den Himmel. Ich fahre nach Harlingen zurück, vielleicht hat ja einer der kitenden Kapitäne Lust mich zu begleiten oder zumindest Starthilfe zu spielen. Am Hafen angekommen fällt einer der beiden gleich schon aus. Majestätisch dampft die Thalassa aus dem Hafen. Schade. Mit dem Capitano wäre ich gern eine Runde draußen auf dem Wasser gewesen. Mit dem Anderen eigentlich auch- also klopfe ich an der Tolkien an. ‚Ja der Kapitän, hmm,’ der Stewart steht ein bisschen ratlos vor mir, „ja der Kapitän hmmm- das wüssten wir auch gerne wo der ist, hier jedenfalls nicht.“ Doof! Aber nicht zu ändern. Ich heize also wieder nach Makkum zurück, der Wind tönt inzwischen satt in den Bäumen, der Regen wird weniger und ich rufe mir ‚Selbststarten’ ins Gedächtnis zurück. Am Beach angekommen, sind tatsächlich eine Handvoll Windsurfer auf dem Wasser. Ich baue auf, lasse mir von der Surfschule den Spot erklären und die Regeln fürs Kitesurfen hier, ich bekomme sogar eine nette Starthilfe. Makkum ist super bei Nordwest, Du kannst rauskreuzen so weit das Auge reicht und überall kannst Du stehen, wenn Du lustig bist enterst Du Kornwerderzand und seine Bucht oder stattest dem Damm übers Ijselmeer einen Besuch ab- allerdings ist es dahin verdammt weit.
Alleine bist Du als Kitesurfer fast immer und das ist Luxus. In Workum, Hindeloopen und Mirns hauen sie sich gegenseitig die Köpfe ein. In Makkum wirst Du fürs Kiten noch bestaunt.

Der Abend zieht ins Land, die Wolken werden wieder dunkler- eine Regendusche jagt die nächste und ich entere die Sauna. Spät meldet sich mein Hunger. Leider ziemlich gewaltig, so dass ich das Essen nicht vermag vom Abend auf den Morgen zu verschieben. Es muss jetzt sein. Drei Küchen meiner Wahl haben schon geschlossen, da zeigt der Italiener am Platze ein Herz für durchgeregnete Mädels. In Windeseile steht der Chianti auf dem Tisch, kurz darauf eine Pasta so heiß das sie mir den Gaumen verbrennt. Gesättigt kann ich die Bar nebenan entern- der ‚Wilde Swan’. Billard wird hier gespielt und der Tisch ist ein bisschen schief- Hermann van Veen steigt in mir in den Sinn, sein Billiardtisch war auch schief. Ein Plätzchen an der Bar- ein weiteres Glas Rotwein, mir ist warm, das Glas schnell leer – was ist mein Leben doch schön. Der Swan scheint auf eine lange Geschichte zurück zu blicken, dunkel die Tische und Stühle, dunkel die Bilder , alles ein wenig vergilbt aus den Zeiten in denen hier noch geraucht werden durfte. auch in Hermanns Café durfte nicht mehr geraucht werden und aller Charme ging flöten.
„Was möchtest Du trinken?“
„Wie bitte?“ ich tauche schwer aus meiner kleinen Gedankenspinnerei wieder auf.“ Meinst Du mich?“
„Ja Dich. Wir laden Dich ein“
„Na dann- ich trinke Rotwein.“ Schnell steht es vor mir, die Bedienung ist echt flott. Ich schnappe mir das Glas und lasse mich in der Herrenrunde nieder. Vorstellung auf Holländisch, Küsschen links und rechts und wieder links. Es ist der örtliche Fussballverein und wir haben echt viel Spaß. Leeren den Wein, ein paar Whiskey, einige Runden Billiard, Kitergarn wird gesponnen, ich mit Geschichten vom Ijselmeer versorgt. Gegen zwölf stolpere ich beschwipst aus dem Swan in Richtung wohl duftende Kissen und erholsamen Schlaf. In meiner Tasche drei neue Telefonnummern und die Einladung am morgigen Lokalmatch im Dorfstadion als Gast und Zuschauer aufzuschlagen. Wie schön ist mein Leben. Fast hatte ich vergessen, alleine reisen macht so viel Spaß!

Der Samstag startet mit Sonne, Sonne und Wind. Ein langes Frühstück im sonnendurchfluteten Salon, eine tolle Windvorhersage und meine Frage an Bernd. „Wo geh ich denn bei Nordost kiten?“
„Na bei uns“ ist die Antwort.
„Es ist sideoffshore hier bei Euch.“ Entgegne ich und es ist Herbst, da gehe ich das Risiko ungern ein mich umzubringen, irgendwo draußen auf dem Ijselmeer.
„Geh bei uns kiten. Ich habe ein Beiboot. Dein Handy bekommt meine Nummer, es wird wasserdicht verpackt und wenn Du ein Problem draußen hast, dann lässt Du einmal klingeln und ich komme raus gefahren. Klar?“
„Klar.“
Vor dem Kiten steht Sightseeing an. Harlingens Hafen und die Innenstadt mit den kleinen, gebeugten Backsteinhäuschen ist so verlockend süß. Am Hafen findet Pannekoek mit Schokolade den Weg in meinen Bauch und wird herzlich empfangen.
Auf der Tolkien servieren sie mir heißen Kaffee dazu und einen kuscheligen Vormittagsplausch. Ich kann mich rühmen. In jedem Hafen kenne ich wenigstens einen Steward oder einen Kapitän. Der von der Tolkien ist aufgetaucht, hängt müde und blass in den Seilen. Unschöne Wahrheiten scheinen sich in sein Leben zu schleichen, so wird gemunkelt. Ich beneide ihn nicht darum. Als Kitebegleitung fällt er für heute aus. Kiten geht mit freiem Kopf und freier Seele, trübe Gedanken haben da nichts zu suchen.
Das Makkumer Fussballspiel mahnt mich zu Erscheinen. Der Wind orgelt über das Ijselmeeer. Zur Abwechslung bin ich einen Hauch zerrissen. Fussball oder kiten? Kiten oder Fußball? Kiten, lautet der Entschluss, welcher via neumodischer Kommunikationsmittel verbreitet wird. „Ich gehe kiten. Wir treffen uns heute abend in der Bar wo geraucht werden darf“
Makkum beschert mir dann eine Session mit Lerneffekt. Der Wind ist so böig, so sehr, das ich nach 90 Minuten aufgebe. Genug für heute. Eine Sauna, Dusche, eine Pizza der Tag war toll. Später ein Gitarrenkonzert in der verrauchten Bar. Jelly B so cool und so jung und so blond und die Augen so blau. Um mich herum eine Horde spendabler Jungs. Es geht mir gut, ich koste vom Whiskey, vom Wein, von diesen süßen orangefarbenen Küssen und verdrücke mich rechtzeitig.

Sonntag in Makkum. Die Kirchenglocken wecken mich, frech kitzeln Sonnenstrahlen meine Nase. Erfrischt und munter springe ich die wenigen Stufen in den Frühstücksraum. Mein Vater würde sagen – ein Kaiserlicher Start. Es ist zwar kein Wind am Start, was ein verzeihbarer Makel an diesem wunderbaren Morgen ist. Gestern Nacht habe ich den Neoprenanzug vergessen ins Haus zu hängen. Im Herbst in einen noch nassen Neo schlüpfen – das passiert Dir nur, wenn eine wochenlange Schneepause im Kiten droht.
Was also steht an einem solch herrlichen Tag auf dem Programm? Ich könnte nach Amsterdam auf den Markt fahren, eine Grachtenfahrt, ein Kaffee und langsam zurück Richtung Deutschland. Ich könnte erneut nach Harlingen fahren, den Hafen entlang schlendern , einen Kaffee trinken, dann weiter bis nach Lauwersmer an der Nordsee fahren, Westfriesland erkunden und dann nach Hamburg zurück. Unschlüssig stehe ich am Strand von Makkum „Bernd, ich finde Du musst im kommenden Jahr unbedingt Stand up Paddle hier anbieten, dann hätte ich jetzt nicht das Problem, das ich mich nicht entscheiden kann wohin mich meine Wege heute führen“
„Du musst Dich nicht entscheiden. Ich sage Dir was Du heute in Angriff nimmst.“ Lautet die Antwort. „Du fährst über den Damm in Richtung Amsterdam, biegst rechts nach Den Helder ab und fährst nach Julianadorp. Ist am Strand einen Pannekoek, geniesst die Sonne und einen Kakao. Die Idee mit den Stand Up Paddle im kommenden Jahr behalte ich im Kopf. Ich wünsch Dir viel Spass und komm bald wieder.“
So bin ich also entlassen. Nun gut. Auf nach Julianadoorp.
Der Damm. Ein großartiges Bauwerk , ein Monument- Abschlussdeich genannt, Afsluitdijk. Im ausgehenden 19. Jahrhundert überlegten sich einige geschätsdtüchtige Niederländer, das die grosse tiedenabhängige Meeresbucht Zuidersee viel besser und effektiver zu bewirtschaften wäre, wenn ständig wasser da wäre. Ein Damm wurde geplant, der Bau des Abschlussdeich. 1932 fertig gestellt, trennt es seither das Ifselmeer von vom Wattenmeer.
Ich bin erstaunt- so viel Weite und Licht zu beiden Seiten. Nach dem Damm dann rechts in Richtung Den Helder. Weit ist dieses Land, weit und satt grün, fette Kühe stehen auf den Weiden, Fahrräder in rauen Mengen, das flache Land laedt dazu ein, Kanäle durchziehen die Äcker, Deiche bevölkert von schafen, friedlich ist es hier und dann Dünen vor meinem Auge. Dünen höher als in Dänemark, ein roter leuchtturm, rot leuchtende Hagebutten, wärmende Sonne, ich stolpere an den Strand. Im Laufen werden die Stiefel von den Füssen geschoben, die Strümpfe heruntergerissen, die Jeans aufgekrempelt- ein langgezogenes Ah stiehlt sich aus meinem Mund als meine Zehen im Nordseewasser eintauchen. Herrlich- der Sommer, der Sommer, mein sommer- für wenige Minuten ist er zurück, in meinem Herzen und vor den Augen, im Kopf. Hier vertrödele ich den ganzen Nachmittag, davon träumend, wie es wäre kehrte ich zurück bei Nordweststurm, die Wellen schlagen schon jetzt perfekt an den Strand. Ich wüsste zu gerne wie hoch und brachial sie bei Nordweststurm hier an den Strand poltern.
Es gibt einen Pfahlbau hier unten, ein weiterer leckerer Pannekoek entert meinen Bauch, ein heisser Kakao mit Sahne, Kinder lachen um mich herum, die Hunde tollen an der Wasserkante, barfuß im Sand schlendere ich gedankenverloren, träumend, mich auf , ja worauf eigentlich? , freuend- anders mich daran erfreuend das ich es genossen habe alleine ein wunderbares Fleckchen Erde zu entdecken.
Spät , ziemlich spät trete ich den Rückweg an. 100% NL wird solange im Äther belassen, bis das Rauschen die klaren Töne der Musiker übertönt. Dann erst stelle ich den NDR ein. In Deutschland ist alles beim Alten. 80 Stundenkilometer für das letzte Stück von Bremen nach Hamburg ziehen sich so zäh wie immer dahin.
Wunderbare, fröhliche, lustige, windreiche Tage liegen hinter mir. Ich sollte mir diese Fluchten bewahren.

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